Ein Interview mit Marketing- und Startup-Experte Dr. Axel Jockwer

Axel Jockwer kennt sich mit Standortmarketing und Digitalisierung bestens aus: Er ist als Experte für Marketing nicht nur selbst Unternehmern, sondern auch gefragter Speaker, Coach und Consultant. Er ist von den digitalen Standortmarketing-Tools überzeugt und begleitet FAMIGO schon seit der Ideen-Phase – jetzt bringt er seine Expertise als Beirat von FAMIGO mit ein. 

Wir haben mit ihm darüber gesprochen, was sich Unternehmen und Kommunen in Sachen Standortmarketing von der Tourismusbranche abschauen können, warum Standortmarketing für Unternehmen und Kommunen so wichtig ist und ihn gefragt, wie die Tools von FAMIGO dabei unterstützen können.

Herr Jockwer, Sie haben die Entstehung der FAMIGO-Tools schon in einer sehr frühen Phase begleitet – wie hat das Ganze angefangen?

Die Tools von FAMIGO waren zu Beginn dazu konzipiert, den lokalen Tourismus zu fördern: Jemand befindet sich im Urlaub mit der Familie und will wissen, welches Restaurant eine gute Kinderkarte hat, wo schöne Spielplätze sind usw.

Heute nutzen HR-Abteilungen die Standortmarketing-Tools von FAMIGO – wie kam der Wandel?

Es hat sich immer mehr gezeigt, dass Standortfaktoren nicht nur für Touristen interessant sind, sondern für die Unternehmen und Kommunen vor Ort eine wichtige Unterstützung zur Sichtbarmachung von Informationen auf einem digitalen Kanal darstellen.  Zugleich haben wir festgestellt, wie schwierig es für die Kommunen und Unternehmen ist, ihr Angebot digital zugänglich zu machen.

Das ist eine starke Entwicklung und diese Flexibilität zeichnet ein Startup natürlich auch aus: Mit einer grundsätzlichen Idee und einer grundsätzlichen Starke zu schauen wie die Bedürfnisse verschiedener Kundengruppen optimal erfüllt werden können. 

Warum wollen Unternehmen ihre Standortfaktoren digital sichtbar machen und welche Rolle spielt Standortmarketing für die Unternehmen?

Vor allem außerhalb großer Ballungszentren haben die Arbeitgeber massive Probleme, gute Leute zu bekommen – Stichwort Fachkräftemangel. Ortsfremde BewerberInnen können sich gar nicht vorstellen, dort zu leben und wissen nicht, welche Vorteile es im Vergleich zu größeren Agglomerationen gibt. Ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin, die an einen neuen Standort kommt, will wissen ob die richtigen Schulen, Kindergärten, Kinderärzte, Spielplätze, Freibad, Wanderwege, usw. vorhanden sind. Dieses Insider-Wissen ist ein wichtiges Entscheidungskriterium für einen neuen Job.

Sich diese ganzen Inhalte selbst in der eigenen Marketingabteilung zu erarbeiten, sie ins Web zu bringen und dort aktuell zu halten, ist nicht Kerngeschäft eines Unternehmens. Den HR-Abteilungen ein einfaches Modul zur Verfügung zu stellen, welches man in eine bestehende Website einbinden kann, ist ein riesiger Vorteil. 

Brauchen auch Kommunen Standortmarketing?

Die Stärke einer Kommune liegt zu ca. 80 Prozent im Zur-Verfügung-Stellen von Angeboten, in der Verwaltung, in der Instandhaltung und in der Weiterentwicklung dieser Standortvorteile – aber nicht in der Kommunikation ihrer Standortvorteile. Die große Leistung der Kommunen bleibt dabei unsichtbar. Warum also nicht eine Lösung schaffen, die diese Standortvorteile in die digitale Welt bringt und dort bedienbar macht? Ja, eine Kommune braucht heute Standortmarketing.

Inwiefern nutzen Unternehmen und Kommunen die Möglichkeiten der Digitalisierung für ihr Standortmarketing?

Unter Digitalisierung verstehe ich die Erfassung von Dingen in Datenform, worauf sich diverse Anwendungen und Projekte aufbauen. In der Tourismusbranche werden diese Möglichkeiten sehr intensiv genutzt: Hat man Daten zur Verfügung, wird eine Situation einheitlich darstellbar, vergleichbar und kombinierbar und kann dadurch eine neue Wertschöpfung schaffen. Im Tourismus sind diese Daten zum Beispiel Preise für Destinationen, Flüge und Hotels, aber auch Bilder, Bewertungen oder Einreisebestimmungen. Diese Daten werden kombiniert und plötzlich bekommt das Ganze einen unfassbar mächtigen Informationsgehalt, welcher dann auch für Sicherheit bei der Entscheidungsfindung sorgt.

Letztendlich macht FAMIGO das Gleiche: Wir erfassen verschiedene Datenpunkte in Form von Bild, Text oder einer Geokodierung. Nun kombinieren wir diese Punkte zu einem informationsreichen Pfeil und stellen das Ganze über die Standortmarketing-Tools zur Verfügung. Hier können sich BewerberInnen und BürgerInnen über Standortvorteile wie Freizeitangebote, Schulen, Kitas und Kindergärten informieren und anhand dieser Eckdaten zuverlässig bewerten, wie lebenswert ein Standort für sie ist.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Jockwer!