Franz-Reinhard Habbel war Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes und unterstützt aktuell u.a. Startups, die Dienstleistungen im Bereich von Gov-Tech anbieten – und ist Beirat von FAMIGO. Wir haben mit ihm über die Zusammenarbeit von Kommunen und Unternehmen, Standortmarketing und den BMI-Smart-City-Wettbewerb gesprochen. Er fordert eine stärkere Zusammenarbeit von Kommunen und Unternehmen um Themen wie den Fachkräftemangel oder wichtige Zukunftsstrategien zu bearbeiten. Die Standortmarketing-Tools sieht er als beispielhaftes Win-win-Modell, das aus einer solchen Zusammenarbeit entstehen kann.

Sie bringen in verschiedenen Formaten Kommunen, Unternehmen und Politiker an einen Tisch und diskutieren strategische Zukunftsthemen. Was sind die Aufgaben und Herausforderungen für Unternehmen und Kommunen? 

Die Kommune hat u.a. die Aufgabe, den Standort für Unternehmen attraktiv zu halten – das ist die Grundvoraussetzung für das Leben und Wirtschaften in einer Stadt. Sie muss die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger sicherstellen. Das tun Kommunen, indem sie Infrastrukturen wie Straßen, Wege oder Plätze bereitstellen. Es werden aber auch zunehmend andere Faktoren, wie zum Beispiel eine hohe Verfügbarkeit von Datenübertragungsmöglichkeiten, wichtig.

Die Unternehmen sind an Wachstum interessiert, dazu brauchen sie neben infrastrukturellen Voraussetzungen natürlich auch Arbeitskräfte und vor allem Fachkräfte. Das ist ein großes Problem, der Fachkräftemangel in Deutschland nimmt zu.

Welche Lösungsansätze gibt es zum Thema Fachkräftemangel?

Was wir zunächst brauchen und was ich anmahne, ist einen stärkerer Dialog zwischen Unternehmen und Verwaltung. Die Unternehmen brauchen die Kommunen. Aber die Kommunen brauchen auch die Unternehmen, um Einnahmen für die Stadt zu generieren. Außerdem bieten Unternehmen Arbeitsplätze, welche für die Bevölkerung und auch für das Leben in der Stadt selbst existenziell sind. Diesen Austausch zwischen Unternehmen und Verwaltung müssen wir intensivieren – durch Veranstaltungen, durch Kooperationen oder gemeinsame Aktivitäten. Wenn man Herausforderungen wie den Fachkräftemangel gemeinsam adressiert, entstehen Lösungen, von denen sowohl die Unternehmen als auch die Kommunen profitieren – wie beispielsweise die Standortmarketing-Tools von FAMIGO.

Welches Potenzial sehen Sie in den Standortmarketing-Tools von FAMIGO für die Unternehmen?

Um sich für einen neuen Arbeitsplatz zu bewerben, brauchen Bewerber Informationen. Sicherlich auf der einen Seite über das Unternehmen, auf der anderen Seite brauchen sie aber auch Informationen über die Stadt, über die Gemeinde, in die sie möglicherweise mit ihrer Familie ziehen werden. Diese Informationen sind in großen Teilen bereits in Verwaltungen vorhanden, allerdings sehr parzelliert in verschiedensten Bereichen und Abteilungen. Wichtig ist, diese Basisdaten der Infrastruktur, also Bildungskapazitäten auf der einen Seite, Freizeitangebote auf der anderen Seite, Spielplätze, sonstige Dienstleitungen der Verwaltung so zur Verfügung zu stellen, dass Bewerber diese Rahmendaten schnell und einfach nutzen können – quasi mit einem Klick wie bei Google.

Hier setzt FAMIGO mit einem sehr intelligenten Verfahren an: Auf einer Plattform werden Daten der Kommune wie beispielsweise die Anzahl und Ausstattung der Kindergärten, aber auch andere Informationen dargestellt, so dass sie ein Spiegelbild der aktuellen Lage widerspiegeln und sich überregionale Fachkräfte schnell und umfassend ein klares Bild von dem potenziellen neuen Wohnort machen können.

Als Nachfrager nach Informationen, muss der Bewerber nicht auf vier oder fünf verschiedenen Websites suchen. FAMIGO konsolidiert die unterschiedlichsten Daten über die Infrastrukturen einer Stadt, macht sie transparent und hält sie aktuell.

Und die Kommunen?

Dadurch entsteht auch ein Mehrwert für die Kommunen: Die Konsolidierung unterschiedlicher Angebote über Spielplätze oder Freizeitmöglichkeiten für den Tagesbesucher, aber auch für die einheimischen Bürger:innen stehen der Kommune  ebenfalls zur Verfügung. Das sind Mehrwerte für die Stadtgesellschaft, das Dorf und die Region. Insofern ist es ein Win-win-Modell, das auf der einen Seite die Unternehmen stärkt, da sie ihren potenziellen neuen Mitarbeitern diese Informationen konsolidiert anbieten können. Auf der anderen Seite bekommt aber auch die Kommune einen umfassenden Überblick über die Angebote die sie an ihre Bürger:innen weitergeben, und zugleich für Verwaltungszwecke nutzen kann.

Was FAMIGO spannend macht, ist diese Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Unternehmen. Als Dienstleister und Plattformanbieter bringt FAMIGO die beiden Akteure zusammen.

Stichwort Smart-City – sehen Sie hier ein potenzielles Feld für die FAMIGO-Tools?

Unter dem Stichwort Smart-City werden Digitalisierungsthemen aus der Alltagswelt der Menschen betrachtet, zum Beispiel Mobilität, Bildung oder Gesundheit.

Diese Themen werden unter dem Stichwort Smart-City durch die Entwicklung von Strategien und deren Umsetzung jetzt sehr stark in Kommunen angegangen. Die FAMIGO-Tools bieten eine digitale Lösung für viele Alltagsprobleme der Menschen, indem sie Informationen konsolidieren und dem Nutzer bereitstellen.

Erst kürzlich wurden die 28 Modellprojekte für die dritte Staffel des BMI Smart-City Wettbewerbs bekannt gegeben. Die mit der ersten und zweiten Staffel jetzt insgesamt rund 70 Kommunen bekommen vom Bund knapp eine Milliarde Euro, um die Digitalisierung im Sinne einer integrierten, nachhaltigen und gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung voranzutreiben. Die Städte sind aufgefordert, Strategien und Maßnahmenpläne zu Themen wie Regionalentwicklung, Stadtentwicklung aber auch Wirtschaft und die Bereitstellung von Standortinformationen zu entwickeln. Digitale Anwendungen wie die FAMIGO-Standortmarketing-Tools wären hierfür potenzielle Lösungen, die zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung beitragen könnten.

Das ist aber nicht mehr als ein erster Anfang, Deutschland ist groß, wir haben 11.000 Städte und Gemeinden. In anderen Worten: Wir brauchen einen Transfer von solchen best-practice-Ansätzen – eine breitere Verteilung von Anwendungen wie der Standortinfo-Grafik.

 

Herr Habbel, vielen Dank für das spannende Gespräch!

 

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